Polygon-Rosa-Orange-Border_Brigitte Halbmayr, © Privat
Brigitte Halbmayr, © Privat
Brigitte Halbmayr, © Privat


Brigitte Halbmayr

Verfolgte Frauen – vergessene Opfer

„Asoziale“ und „Kriminelle“ im Nationalsozialismus und die lange Verweigerung ihrer Anerkennung


Sie galten als „asozial“, „kriminell“ oder „arbeitsscheu“ – und wurden deshalb im Nationalsozialismus verfolgt, deportiert, ermordet. Doch selbst nach 1945 verweigerte ihnen der österreichische Staat die Anerkennung als Opfer.

Erst 2024 wurde mit der letzten Novellierung des Opferschutzgesetzes klargestellt: Niemand war zu Recht im KZ – auch nicht diese vergessenen Frauen und Männer.

Was diese jahrzehntelange Verweigerung des Opferstatus für die Betroffenen und ihre Familien bedeutete, steht im Zentrum meines Vortrags.

Anhand der Geschichte der Niederösterreicherin Anna Burger, die als sogenannte „Asoziale“ mit 30 Jahren im Frauenkonzentrationslager Ravensbrück ermordet wurde, zeige ich, wie gesellschaftliche Werturteile und politische Entscheidungen den Umgang mit schwierigen Familiengeschichten bis heute prägen.

Im Vergleich mit Familien anderer Verfolgtengruppen werden dabei auch geschlechtsspezifische Aspekte, die Rolle von familiären und gesellschaftlichen Tabus sowie die Weitergabe von Traumata Eingang in die Analyse finden.

Zur Person

Brigitte Halbmayr forschte rund drei Jahrzehnte am Institut für Konfliktforschung in Wien und ist langjähriges Mitglied der Österreichischen Lagergemeinschaft Ravensbrück und Freund:innen, deren Obfrau sie war.

Zu ihren Schwerpunkten zählen u.a. Frauen und NS-Verfolgung, Erinnerungspolitik, Oral History und Biografieforschung, wofür sie mit dem Margaretha Lupic-Wissenschaftspreis des Österreichischen Parlaments und dem Käthe Leichter-Preis der Arbeiterkammer Wien ausgezeichnet wurde.

Seit 2018 hat sie mehrfach zur Stigmatisierung und Verfolgung von Frauen als „Asoziale“ im Nationalsozialismus publiziert.

Die letzten Arbeiten dazu:

Brüchiges Schweigen. Tod in Ravensbrück – auf den Spuren von Anna Burger. Wien, 2023.

Die Kriminalpolizei als Motor zur Durchsetzung der nationalsozialistischen „Volksgemeinschaft“. „Kriminalpolizeiliche Strafakten“ aus Graz, gemeinsam mit Andreas Kranebitter, in: Barbara Stelzl-Marx / Andreas Kranebitter / Gregor Holzinger (Hg.): Exekutive der Gewalt. Die österreichische Polizei und der Nationalsozialismus, Wien/Köln/Weimar 2024.